Aktuelles aus dem Projekt
Aus ökologischer und sozialer Sicht ist die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts eine tiefgreifende Transformation derzeitiger Strukturen sowie der Produktions- und Konsummuster im Globalen Norden. Dieser Wandel muss sich an den planetaren Grenzen und den Zielen sozialer Gerechtigkeit sowie an globalen Zusammenhängen orientieren und dabei gleichzeitig zukunftsfähig sein. Unsere These ist: Ein zentraler Baustein einer Transformation unserer Wirtschafts- und Lebensweise im Globalen Norden erfordert einen konsequenten Kurswechsel beim Verbrauch natürlicher Ressourcen. Wir brauchen nichts geringeres als eine radikale Ressourcenwende. Für diesen Zweck wollen wir im deutschsprachigen Raum ein Netzwerk aufbauen, in welchem wir Forderungen und Visionen für eine suffizienzbasierte Ressourcenstrategie entwickeln und Wissenslücken identifizieren. Wir wollen in diesem Beitrag den aktuellen Arbeitsstand und die Prozesse im Netzwerk abbilden und damit Transparenz sowie Anknüpfungspunkte für eine Mitarbeit schaffen.
[Stand: Januar 2022]
Workshops für eine sozial-ökologische Bau- und Wohnwende
Mitte August trafen sich zahlreiche Akteur*innen aus der sozialen und ökologischen Zivilgesellschaft, um eine inhaltliche und strategische Grundlage für ein Forderungspapier über eine sozial-ökologische Bau- und Wohnwende zu legen.
Anfang Oktober fand ein weiteres Treffen in größerer Runde statt um die Forderungen zu konkretisieren. Spannende Impulsvorträge regten die darauffolgenden Diskussionen in Kleingruppen zu den folgenden Themenblöcken an:
- Mietenpolitik
- Wem gehört die Stadt?
- Bauen
- Modernisierung
- Stadtplanung und Stadtnatur
- Ländlicher Raum
Im Januar 2022 erschien das gemeinsame Policy Briefing mit dem Titel „Wir brauchen eine sozial-ökologische Wohn- und Bauwende.“
Austausch zum Ressourcenschutzgesetz – Oktober 2021
Bei dem letzten Vernetzungsworkshop im Mai wurde ersichtlich, dass es im Netzwerk Ressourcenwende noch viel Diskussionsbedarf zum Thema Ressourcenschutzgesetz gibt. Infolgedessen fand im Oktober geleitet von einem Input von Prof. Dr. Anja Hentschel ein thematischer Austausch dazu statt. Dabei haben in einem ersten Schritt anwesende Vertreter*innen aus Zivilgesellschaft und Forschung diskutiert, ob ein Ressourcenschutz-Stammgesetz notwendig sei. Im deutschen Umweltrecht fehlt es bislang an einer ausdrücklichen Normierung von konkreten Ressourcenschutzzielen abgesehen von punktuellen Regelungen. Im Anschluss wurde auf die Hürden, die bei der Umsetzung eines solchen Gesetzes anfallen würden, eingegangen. Trotz erheblicher Hürden waren sich die Teilnehmenden einig, dass die Ressourcenpolitik einen neuen regulatorischen Rahmen braucht, in dem auch verbindliche Ressourcenschutzziele verankert werden. Davon ableitend wurden Handlungsmöglichkeiten, vor allem für das Netzwerk, erarbeitet.
3. Workshop – Mai 2021
Der dritte und letzte Vernetzungsworkshop des Netzwerk Ressourcenwende beschäftigte sich im ersten Teil mit dem Konzept eines Ressourcenschutz-Stammgesetzes. Im zweiten Teil der digitalen Veranstaltung ging es um soziale Gerechtigkeit im Ressourcenschutz und insbesondere um das Thema Bauen und Wohnen. Dazu wurde die Kampagne Deutsche Wohnen und Co. enteignen und die Petition BauwendeJETZT! vorgestellt. Das Diskussionspapier der AG Soziale Gerechtigkeit hingegen wird in der zweiten Jahreshälfte 2021 veröffentlicht.
Aus den Ergebnissen der dreiteiligen Workshop-Reihe werden nun potentielle Kernpunkte für die zukünftige Arbeit des Netzwerkes identifiziert und weitere Termine festgelegt. Im Januar 2022 erschien das gemeinsame Policy Briefing mit dem Titel „Wir brauchen eine sozial-ökologische Wohn- und Bauwende.“
Eine Kurzzusammenfassung finden Sie hier: 3. Workshop der Ressourcenwende
Für das ausführliche Protokoll inkl. der Präsentationen fragen Sie bitte Benedikt Jacobs an.
AG Ressourcennutzung und soziale Gerechtigkeit
Die AG beschäftigt sich mit Fragen der sozialen Gerechtigkeit im Ressourcenschutz. Seit dem letzten Workshop wurde in mehreren Videokonferenzen die soziale Dimension diskutiert. Dabei standen Fragen der Gerechtigkeit im Mittelpunkt. Neben der Betrachtung der aktuellen Problemlage, wurde nach Ansatzpunkten gesucht, welche die Ressourcen- und die soziale Krise gemeinsam adressieren und es wurden bereits bestehende Positivbeispiele gesammelt. Aus den Ergebnissen wurde gemeinsam ein Diskussionspapier erstellt, welches in einem ersten Schritt netzwerkintern diskutiert und weiterentwickelt wurde. Im zweiten Schritt wird nun der Diskurs nach außen getragen, indem gezielt auf Akteur*innen zugegangen wird, welche mehr Expertise im Bereich der sozialen Gerechtigkeit haben und mit denen sonst weniger Austausch besteht.
AG Forderungen an Forschungspolitik
Aus der Diskussion im Workshop, was sich an der Forschungsförderung ändern müsse, damit eine gute Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft und Forschung ermöglicht wird und damit transformative Forschung vorangebracht wird, bildete sich eine neue Arbeitsgruppe. Die Arbeitsgruppe adressiert auch „unsere“ Organisationen und versucht hier Änderungen anzustoßen. Zu letzterem haben wir im Projektteam ein Thesen-/ Diskussionspapier erstellt. Beide Stränge wollen wir aufgreifen und einerseits strategisch überlegen wie wir mit den identifizierten Hürden innerhalb unserer Organisationen umgehen und andererseits Forderungen an die Forschungspolitik aufstellen.
2. Workshop – September 2020
Der zweite Workshop, den wir als online-Format anboten, widmete sich der Strukturierung der weiteren Arbeit im Netzwerk. Am ersten Workshoptag wurden die bisherigen Ergebnisse der AG Selbstverständnis und der AG Transdisziplinarität vorgestellt. Dabei lag ein besonderer Fokus auf dem Themenbereich der transformativen Forschung und der transdisziplinären Zusammenarbeit. Die insgesamt 25 Teilnehmenden aus der Zivilgesellschaft und Wissenschaft diskutierten nach den Berichten über die bisherige Arbeit sowie die weitere Fokussierung des Netzwerkes. Die beiden bisherigen Arbeitsgruppen stellen ihre Arbeit ein bzw. gehen in neue Arbeitsgruppen über.
Den zweiten Workshoptag leitete Florian Zerzawy vom Forum Ökologisch-Soziale Marktforschung mit einem Input zu den ökonomischen Instrumenten im Ressourcenschutz ein. Die Chancen und Grenzen von ökonomischen Instrumenten diskutierten die Teilnehmenden anschließenden in Kleingruppen. Im weiteren Verlauf des Workshoptages wurden zwei Arbeitsgruppen gebildet. Anknüpfend an den ersten Workshoptag diskutierte die erste Gruppe mögliche Forderungen an die Forschungspolitik. Die zweite Gruppe setzte sich intensiver mit dem Zusammenhang von sozialer Gerechtigkeit und Ressourcenschutz auseinander. Beide Arbeitsgruppen führen ihre Arbeit fort.
Eine Kurzzusammenfassung finden Sie hier: 2. Workshop der Ressourcenwende
Für das ausführliche Protokoll inkl. der Präsentationen fragen sie bitte Benedikt Jacobs an.
AG Selbstverständnis und Themenfeldstrukturierung
Im ersten Workshop (November 2019) wurde immer wieder deutlich, dass eine starke und positive Vision von einer suffiziensbasierten, sozial gerechten und ökologisch verträglichen Wirtschafts- und Gesellschaftsform fehlt, auf die hingearbeitet werden kann. Dies zeigte sich auch darin, dass grundsätzliche Themen der Ressourcennutzung wie die Frage nach Zugang zu Ressourcen, Macht oder Eigentum im alltäglichen Arbeitsmodus nicht bearbeitet werden (können). Dies ergab sich aus einer Abfrage im ersten Workshop. Ein Mehrwert und eine Stärke des Netzwerkes wäre es, genau diese Lücke zu schließen. In der Ausarbeitung des Selbstverständnisses setzten wir einen Rahmen für eine solche Vision. Zusammen wollen wir den Zugriff auf Ressourcen so gestalten, dass ein gutes Leben für alle nachhaltig möglich ist, was auch heißt, ein neues Verständnis von Wohlstand zu etablieren. Das bedeutet außerdem, die historischen und aktuellen Ausbeutungsverhältnisse anzuerkennen und zu überwinden sowie die den Produktionsmustern zugrunde liegenden Machtstrukturen zu verändern.
Eine gesellschaftliche Vision zu entwickeln, ist ein komplexer Prozess, vor allem wenn dies nicht nur eine Utopie bleiben soll, sondern Wege und Maßnahmen aufgezeigt werden sollen, wie diese Vision zu erreichen ist. Um dies umsetzen zu können, sind mehrere Teilschritte nötig. In einem ersten Schritt haben wir ein Selbstverständnis erarbeitet, das das Netzwerk definiert sowie die Ziele und Grundsätze festlegt. Diese Ausarbeitung wird in den kommenden Schritten in den bisher aktiven Kreis des Netzwerkes gegeben und gemeinsam finalisiert.
Ein zweiter Schritt ist es, die Vision nicht nur als Ganzes, sondern auch für die gesellschaftlichen Teilbereiche zu entwickeln. Je nach Perspektive und Vorgehensweise können diese gesellschaftlichen Teilbereiche ganz unterschiedlich gesetzt werden. Um über das vorherrschende Silodenken (Landwirtschaft, Mobilität, Abfall etc.) der Umweltverbände hinauszugehen und eine ganzheitliche Herangehensweise zu fördern, suchen wir andere Ansätze, diese Teilbereiche zu definieren, bspw. über die Bedürfnisse des Menschen (Nahrung, Wohnen, Bildung) oder über die Ökosystemleistungen der Natur und Umwelt (Senkenfunktion, Flächenfunktion). Im Anschluss wollen wir die Themenfelder weiter vertiefen, d.h. für die jeweiligen Themenfelder Visionen für eine sozial-ökologische Transformation entwickeln.
Die AG wird von Benedikt Jacobs koordiniert. Bei Rückfragen oder Interesse schreiben Sie einfach eine Mail an: benedikt [dot] jacobs [at] bund [dot] net
AG Transdisziplinarität
Das Netzwerk bindet bewusst Forschungsinstitute der angewandten Nachhaltigkeitsforschung ein, die sich mit Fragen der sozial-ökologischen Transformation beschäftigen. Eine gezielte und verbesserte Zusammenarbeit von Zivilgesellschaft und Wissenschaft hat unserer Meinung nach für beide Seiten Vorteile. Forschende können durch gemeinsame Diskussionen und die gemeinsame Entwicklung von Fragestellungen gesellschaftliche Perspektiven besser in die Forschung einbeziehen und eher Fragen erforschen, die stärker an den Bedürfnissen der Zivilgesellschaft ausgerichtet sind. Damit steigern sie den Nutzen ihrer Forschung. Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisationen können sich aktiv in die Entwicklung von Forschungsfragen einbringen und so Forschungsprozesse besser auf die drängenden Fragen der Ressourcenpolitik fokussieren. Aufbauend auf den Erfahrungen der Kooperation und des Auftausches möchten wir letztlich gemeinsam Leitplanken für eine nachhaltige Ressourcenpolitik entwickeln.
Unsere Forschung zeigt bislang, dass ein Perspektivwechsel schwerfällt und bestimmte Erwartungen an die Rollen und Aufgaben von Verbänden bzw. Forschungsinstituten vorherrschen. Weiterhin erschweren die unterschiedlichen Arbeitsweisen den Austausch bisher. Die Arbeitsgruppe Transdisziplinarität möchte dazu beitragen, diese Hürden zu überwinden und die Zusammenarbeit zu stärken.
Wir haben im Juni eine Umfrage gestartet, die sich an Aktive aus der Zivilgesellschaft und Wissenschaftler*innen richtete. Aus den Ergebnissen der Umfrage erarbeiten wir einige Kernthesen, auf deren Basis wir im Folgenden einen Workshop anbieten wollen. Zusätzlich wollen wir hieraus Forderungen an die Politik und die Geschäftsführungen von Instituten und Organisationen formulieren, um transformative Forschung auszubauen und zu stärken.
Die AG wird von Franziska Mohaupt und Alexander Grossmann koordiniert. Bei Rückfragen oder Interesse schreiben Sie einfach eine Mail an: franziska [dot] mohaupt [at] ioew [dot] de oder alexander [dot] grossmann [at] bund [dot] net
ProgRess III
Im Dezember 2019 veröffentlichte die Bundesregierung den neuen Entwurf für die Fortschreibung des Ressourceneffizienzprogramms (ProgRess III). Im Zuge dessen hatten Verbände die Möglichkeit, Stellungnahmen abzugeben. Als Netzwerk Ressourcenwende haben wir einen Teil dieser Stellungnahmen* gesammelt, um einen gebündelten Blick auf die Positionen der Verbände zu ermöglichen.
1. Workshop – November 2019
Im November 2019 fand der erste Workshop des Projektes mit knapp 30 Teilnehmenden aus der Zivilgesellschaft und Wissenschaft statt. Hiermit wurde ein Ansatzpunkt für den Austausch für beide Seiten geschaffen und über Rahmenbedingungen für eine bessere Zusammenarbeit diskutiert.
Darüber hinaus wurde der Forschungsstand des IÖW abgebildet und Thesen aufgestellt, die gemeinsam diskutiert wurden. Innerhalb der Debatte wurden die verschiedenen Themenfelder – Grundsatzfragen der Ressourcennutzung, Ressourcengerechtigkeit, Umweltschutz und übergreifende Themen der Ressourcennutzung – vorgestellt, die über die Literaturrecherche und Interviews des IÖW herausgefiltert wurden. Über die Ergänzung von Themen sowie der Abfrage, wer in welchem Bereich arbeitet und wo nach der Meinung der Teilnehmenden noch intensiver gearbeitet werden müsste, konnten wir Leerstellen und Wissenslücken in der ressourcenpolitischen Debatte identifizieren. Das Aufdecken von Leerstellen ist ein wichtiger Ansatzpunkt, um die Ressourcenpolitik stärker in der umweltpolitischen Debatte zu verankern. Ein dritter Aspekt des Workshops war die Definition der weiteren Zusammenarbeit. Hieraus entstanden zwei Arbeitsgruppen zu Selbstverständnis und Themenfeldstrukturierung sowie zu Transdisziplinarität.
Vorstudie – Mai 2019 bis Januar 2020
Im Rahmen einer ersten Bestandsaufnahme und zur Erarbeitung einer gemeinsamen Diskussionsgrundlage wurden das Handlungsfeld Ressourcenpolitik sowie zentrale Akteure aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft, die in diesem Bereich arbeiten, in den Blick genommen. Neben Diskussionen im Projektteam beinhaltete dies vor allem eine Literaturrecherche und 14 qualitative, leitfadengestützte Interviews mit Akteur*innen aus der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft. Die Ergebnisse in Form von Thesen wurden dann im ersten Workshop im November 2019 vorgestellt und mit den Teilnehmenden diskutiert (siehe 1. Workshop – November 2019). Die Ergebnisse der Diskussion flossen in die Erarbeitung eines Diskussionspapiers ein, welches im Januar 2020 veröffentlicht wurde. Im Diskussionspapier wurden Schwerpunktthemen der Ressourcenpolitik benannt und Themencluster identifiziert. Die Diskussion innerhalb des Workshops hat gezeigt, dass die Themenfelder unterschiedlich stark bearbeitet werden.
Autor*in:
Projektgruppe